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Giglio – die unbekannte Schwester von Elba

WDR ServiceZeit Reisen, 7.05.2002, von Marcus Bednarek, www.wdr.de

Die Insel Ggilio

Insel Grafik Giglio gehört zum toskanischen Inselarchipel und liegt etwa 50 Kilometer südlich von Elba. Kein Aschenputtel, eher ein Wildfang, denn entweder verdankt sie ihren Namen den wildwachsenden Lilien oder den Bergziegen. Was stimmt, ist umstritten. Unbestritten ist, dass sie heute gern wegen ihrer schönen sandigen Buchten, dem klaren Wasser und dem schweren, bernsteinfarbenen Ansonaco-Wein besucht wird.

Giglio Castello Der schmeckt am besten in einer der „Cantine“, den in Granit geschlagenen Weinkellern von Giglio-Castello, der Haupt-„Stadt“ mit seinen verwinkelten Gassen und krummen Treppen: hoch auf einem Berg über der Insel gelegen, möglichst weit weg vom einst piratengefährlichen Meer und eng an die alte Festung geschmiegt.

Giglio Porto Giglio-Porto ist dagegen modern mit seinen Boutiquen, Banken und dem quirligen Fischerhafen. Hier kommen alle Besucher an und hier gibt es die Tickets für die Fähren und die Bars direkt am Hafen.

Giglio Campese Campese, direkt am Strand auf der anderen Inselseite, ist erst entstanden, als die Besucher die schönen Sonnenuntergänge von einer Hotelterrasse genießen wollten. Zu den besonderen Attraktionen auf Giglio gehört es, nach römischen Wracks zu tauchen, die mittelalterliche Feste zu erkunden, Bootsausflüge zu den nahegelegenen unbewohnten Inseln wie Montecristo oder Giannutri zu wagen und später den trockenen weißen Ansonaco-Wein (Attenzione: 16 Prozent Alkohol) mit den einheimischen Fischgerichten auszuprobieren.

Wandern

Giglio Castello Auf Giglio kann man auch gut wandern. Wenn man es erst einmal bis ins 405 Meter hoch gelegene Castello geschafft hat, bleibt man ungefähr auf einer Höhe. Die Macchia, das immergrüne Buschwerk, bedeckt den größten Teil der Insel, nur einige kleine Pinienwälder bieten Abwechslung und Schatten. Ansonsten grünt und blüht es an allen Wegen: alte Olivenbäume neben Ginster, Krokusse und darüber eine Palme.


Tauchen

Giglio Tauchgang Auch unter Wasser hat Giglio einiges zu bieten. Die Insel ist Teil des größten europäischen Meeresparks. Fachkundige submarine Führungen bietet zum Beispiel das Institut für Meeresbiologie (IfMB) in Campese unter Leitung von Dr. Claus Valentin, Dozent an der Universität Kiel für Meeresbiologie.

Claus Valentin Zielgruppe sind in erster Linie Studenten und Schüler, die hier ihre Tauchexkursionen machen. Auch Anfänger werden in Ausrüstung und Handwerk des Tauchens eingeführt und auf Wunsch unter Wasser begleitet. Das IfMB ist bei weitem nicht die einzige Tauchschule auf Giglio. Wir haben etwa noch zehn weitere gezählt, die aber meist nur im Hochsommer aktiv sind.

Beste Reisezeit

Mai, Juni, September und Oktober. Sie werden es auf Giglio selbst im Sommer idyllisch finden, aber im Verhältnis zur Nebensaison ist es im Hochsommer zu voll, zu heiß und zu teuer.

Die Anreise

Mit dem Auto geht es von Nordrhein-Westfalen aus in der Regel am schnellsten via Basel (Autobahnvignette!) durch den Gotthard-Tunnel Richtung Mailand und dann nach La Spezia/ Pisa/Grosseto/Orbetello. Etwa 100 Kilometer des letzten Teils der Strecke der Via Aurelia/Super Strada 1 sind als vierspurige Schnellstraße ausgebaut. Die übrigen Strecke besteht aus gut gepflegten Autobahnabschnitten, die jedoch mautpflichtig sind. Viele Automobilclubs verschicken hilfreiche, ausgearbeitete Routen.

Die Ausfahrt zum Fährhafen Porto Santo Stefano liegt etwa 45 Minuten südlich von der Abzweigung nach Piombino, dem Hafen für Elba. Die Überfahrt nach Giglio dauert etwa 45 Minuten, so dass die gesamte Fahrtdauer ohne Stau etwa 13 Stunden beträgt. Die letzte Fähre legt etwa zwischen 18.30 und 19.00 Uhr ab. Wer das innerhalb eines Tages schaffen will, muss also sehr früh aufstehen.

Eine Reservierung der Fährpassage ist nur in der Hochsaison notwendig. Die Boote der zwei Gesellschaften legen dann etwa stündlich ab. In der Vorsaison verkehren die Fähren etwa zweistündlich zwischen 7.00 und 18.00 Uhr mit einer Pause zwischen circa 11.00 und 15.00 Uhr.

Ausländische Autoreisende brauchen keine Zufahrtsgenehmigung für Giglio, im Gegensatz zu Italienern, die ohne Erlaubnis im Juli und August ihr Auto nicht auf die Insel mitnehmen dürfen.

Mit dem Flugzeug

Mit dem Flugzeug nach Pisa, von dort mit dem Zug nach Orbetello, dann mit dem Bus nach Porto Santo Stefano zur Fähre. Oder Flug nach Rom, per Zug nach Orbetello und weiter wie von Pisa. Oder mit einem Mietwagen ab Flughafen über die A 12 und SS-1 nach Porto Santo Stefano. Der Preis variiert von 325 bis 1.000 Euro. Die Reisedauer beträgt circa 8 bis 10 Stunden von Tür zu Tür.

Mit dem Zug

Mit dem Zug Von Deutschland über Florenz (vermutlich Nachtzug), Grosseto nach Orbetello. Dort weiter mit dem Bus nach Porto Santo Stefano direkt zur Fähre. Reisedauer circa 20 Stunden.